vom 14.10.2020

Dresdner Forscher untersuchen Folgen der Corona-Pandemie für Krebspatienten

Pressemitteilung der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden/Universitätsklinikum Carl Gustav Carus

Der Forschungsverbund CancerCOVID, an dem auch Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der TU Dresden beteiligt sind, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 400.000 Euro gefördert. Im Rahmen einer 18-monatigen Studie wollen sie herausfinden, welche Folgen die Corona-Pandemie für Krebspatienten hatte und was das für den Umgang mit dieser Patientengruppe in zukünftigen Pandemiezeiten lehrt.

Dresden, 14. Oktober 2020. Die Erforschung der medizinischen, ethischen und psychosozialen Auswirkungen der Pandemie-Maßnahmen auf Tumorpatienten und die Entwicklung klinisch-ethischer Handlungsempfehlungen zur Prioritätensetzung der Krebsversorgung in Zeiten der Pandemie sind Gegenstand des Forschungsverbund CancerCOVID. Das Projekt wird mit rund 400.000 Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Davon gehen ca. 180.000 Euro an die Dresdner Hochschulmedizin. Partner im Forschungsverbund, welcher vom Hallenser Medizinethiker Prof. Dr. Jan Schildmann koordiniert wird, sind das Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV) der Dresdner Hochschulmedizin, das Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie die Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin an der Ruhr-Universität Bochum.
„Als im März und April dieses Jahres die Anzahl von Intensivbetten und Beatmungsgeräten im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, stellte sich für viele Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen in Deutschland die Frage, wie es für sie weitergeht“, so Schildmann. Dank der zügigen und engen Zusammenarbeit von Fachgesellschaften konnten zeitnah Empfehlungen für die Krebstherapie unter den Bedingungen der Pandemie entwickelt werden. 

Bislang sei jedoch unklar, welche Folgen die vorsorgliche Konzentration des Gesundheitssystems auf die Pandemie auf die Qualität der Versorgung von an Krebs erkrankten Patienten hatte. Gleiches gelte für die psychischen und sozialen Auswirkungen der Pandemie-Maßnahmen auf an Krebs erkrankte Menschen und deren Angehörige. Diese Wissenslücken zu schließen und klinisch-ethische Empfehlungen für die Prioritätensetzung im Kontext der Pandemie zu entwickeln, sei ein Ziel des Forschungsverbunds CancerCOVID. 

Das ZEGV übernimmt im Projekt die versorgungsbezogene und epidemiologische Auswertung pseudonymisierter GKV-Routinedaten der AOK PLUS für Sachsen. Diese Auswertung soll exemplarisch für die Früherkennung, Diagnose und Behandlung von Darmkrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs in Sachsen umgesetzt werden. Als Kontrollgruppe dienen Patienten mit Diagnose-, Behandlungs- oder Früherkennungsmaßnahmen für Typ-2-Diabetes oder koronare Herzkrankheit. Die Auswertung erfolgt dabei mit höchster Sorgfalt hinsichtlich des Schutzes der Versichertendaten.

„Ich freue mich daher sehr, dass auf der Grundlage von gemeinsamen Vorarbeiten mit Medizinethikerinnen und Medizinethikern aus Halle und Onkologinnen und Onkologen aus Bochum dieses Forschungsvorhaben in sehr kurzer Zeit entwickelt werden konnte“, sagt der Direktor des ZEGV, Prof. Dr. Jochen Schmitt. 

CancerCOVID gliedert sich in zwei Abschnitte. „Zunächst einmal werden wir Daten zur Versorgung von an Krebs erkrankten Patientinnen und Patienten im März und April 2020, auch im Vergleich zu den Vorjahren, auswerten. Im zweiten Schritt werden wir die vorliegenden Informationen mit Expertinnen und Experten aus der Krebsmedizin sowie weiteren Vertretern aus dem Gesundheitswesen und der Politik mit Blick auf mögliche Konsequenzen für eine begründete Prioritätensetzung in der Krebsmedizin diskutieren“, so Schildmann weiter. Daraus sollen Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Deren Veröffentlichung sei zum Ende des 18-monatigen Projekts geplant und soll dazu dienen, in Ausnahmesituationen wie der Corona-Pandemie die akute, aber auch psychosoziale Versorgung von Krebspatientinnen und Patienten zu gewährleisten.   

 

Kontakte für Journalisten:
Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden/
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV)
Direktor: Prof. Dr. med. Jochen Schmitt, MPH
Tel.: 0351 / 458 64 95
E-Mail: Jochen.Schmitt(at)uniklinikum-dresden.de

Bereichsleiter onkologische Versorgungsforschung: Dr. rer. nat. Olaf Schoffer
Tel.: 0351 / 458 64 94
E-Mail: Olaf.Schoffer(at)uniklinikum-dresden.de

www.uniklinikum-dresden.de/zegv