vom 08.02.2022

Studie untersucht Einfluss von klonaler Hämatopoese auf die CAR-T-Zell-Therapie bei Lymphdrüsenkrebs

Mit zunehmendem Alter treten gehäuft Mutationen in Blutstammzellen auf, die an Tochterzellen weitergegeben werden. Diese so genannte „klonale Hämatopoese“ ist mit Entzündungsreaktionen assoziiert und erhöht das Risiko für bestimmte Erkrankungen. Entzündungsreaktionen spielen auch bei einer bestimmten Form der Krebs-Immuntherapie – der CAR-T-Zell-Therapie – eine wichtige Rolle. Forschende des Dresdner Uniklinikums, des Deutschen Krebskonsortiums (DKTK) und am NCT/UCC Dresden untersuchten daher in einer Studie den Einfluss der klonalen Hämatopoese auf die CAR-T-Zell-Therapie – und stellten bisher keine negativen Effekte fest.

Blutzellen werden im Knochenmark ständig neu gebildet. Ursprung der Blutbildung (Hämatopoese) sind mehrere tausend Blutstammzellen im Knochenmark. Im Laufe des Lebens kann es zu Erbgutveränderungen in den Blutstammzellen kommen, die dann an die Tochterzellen weitergeben werden können. Dieser als klonale Hämatopoese bezeichnete (engl. clonal hematopoiesis of indeterminate potential, kurz: CHIP) Vorgang, ist an sich keine Krankheit. Er erhöht aber das Risiko für bestimmte Formen von Blutkrebs und kann zu chronischen Entzündungsreaktionen führen, die z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen.

Entzündungsreaktionen spielen auch bei der CAR-T-Zell-Therapie eine wichtige Rolle, die gentechnisch veränderte körpereigene Immunzellen dazu befähigt, Tumorzellen anzugreifen. Zu den häufigsten Nebenwirkungen der CAR-T-Zell-Therapie zählen schwere, teils lebensbedrohliche Entzündungsreaktionen. „Daher bestand die Vermutung, dass die klonale Hämatopoese diese Nebenwirkungen einer CAR-T-Zell-Therapie verstärken könnte. Dies konnten wir in unserer Studie bisher nicht feststellen. Auch die Wirkung der Therapie war bei Patientinnen und Patienten mit Nachweis einer klonalen Hämatopoese nicht beeinträchtigt“, sagt Studienleiter PD Dr. Malte von Bonin von der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Dresden.

In die Studie eingeschlossen waren 32 Patientinnen und Patienten mit Lymphdrüsenkrebs, von denen elf typische Mutationen einer klonalen Hämatopoese aufwiesen. Der Nachweis erfolgte durch eine entsprechende genetische Analyse vor und nach der CAR-T-Zell-Therapie. Im Vergleich der beiden Patientengruppen zeigte sich kein negativer Effekt der klonalen Hämatopoese hinsichtlich der Schwere der Nebenwirkungen und der Wirkung der CAR-T-Zell-Therapie. „Bisher konnten wir keine negativen Auswirkungen der klonalen Hämatopoese auf die Wirksamkeit oder das Nebenwirkungsspektrum der CAR-T-Zelltherapie feststellen, was für die Patientensicherheit bedeutsam ist. In wieweit klonale genetische Veränderungen auch die CAR-T-Zellen selbst betreffen, bedarf allerdings noch weiterer zukünftiger Untersuchungen", sagt Erstautor Dr. Raphael Teipel von der Medizinischen Klinik I des Universitätsklinikums Dresden.

Diesen Zusammenhang und weitere mögliche Auswirkungen der klonalen Hämatopoese im Langzeitverlauf, etwa das Auftreten sekundärer Blutkrebserkrankungen, wollen die Forschenden künftig in weiteren Studien untersuchen.

Publikation:
Teipel, R.; Kroschinsky, F.P. et al.: Prevalence and variation of CHIP in patients with aggressive lymphomas undergoing CD19-directed CAR-T-cell treatment. In: Blood Advances, January 2022, https://doi.org/10.1182/bloodadvances.2021005747