Die minimalistischen Zeichnungen orientieren sich in ihrer Komposition an Schaubildern, die Daten, Informationen und spezifische Sachverhalte zum Inhalt haben. Versehen mit programmatischen Titeln – „Der große Plan“, „Der Masterplan“ sowie „Der Plan-B“ – zeigen sie auf lapidare Art und Weise eine zeitliche Abfolge von Ereignissen, die durch die Angaben „von hier – nach – da – nach – da – und dann irgendwie weiter“ gekennzeichnet sind. Die Schaubilder stellen lineare zeitliche Entwicklungen dar, allerdings belässt der Künstler Startpunkt, die zurückzuliegenden Etappen wie auch das Ziel im Nebulösen. Die inhaltliche Unschärfe, die zu der datenbasierten und damit wissenschaftlichen Aussage der gewählten Darstellungsform des Diagramms in starkem Kontrast steht, nutzt Michael Merkel, um uns mit der Unplanbarkeit bestimmter Ereignisse oder Schicksalsschläge zu konfrontieren. In seinen Recherchen am NCT/UCC hat er sich intensiv mit den Erfahrungen einer Psychoonkologin und eines forschenden Arztes befasst. Für beide Akteure wie auch für die Patientinnen und Patienten spielt die Hinterfragung von Gewissheiten und Planbarkeiten im Behandlungsverlauf eine wichtige Rolle. Es wurde deutlich, dass alle Prognosen immer auch einen Unsicherheitsfaktor in sich tragen. Die schematischen Zeichnungen begegnen dieser Unsicherheit und Verunsicherung und haben so etwas durchaus Tröstliches. Denn sie machen die Wegrichtung klar: Es geht voran, Schritt für Schritt, der Weg ist das Ziel. Wichtig ist es, diesen Weg nicht alleine gehen zu müssen.
Der Aspekt der Fürsorge und Versorgung ist auch zentrales Thema der Mullbinden-Objekte. Die monochromen Bilder bestehen aus gebrauchtem Verbandmaterial. Ihre abstrakte Oberfläche wird durch die Laufrichtung der Binden strukturiert, sie erinnern damit an Werke der italienischen Kunstrichtung „Arte Povera“. Hier haben Kunstschaffende in den 1960er-Jahren aus sogenannten „armen“, oft vorgefundenen Materialien minimalistische Werke konzipiert.