INDIGO
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INDIGO
Neuroonkologische Tumore
Gliome (Grad I-III)
Adjuvante Therapie
Die Strahlentherapie kann als Standardbehandlungsoption für Patienten mit niedriggradigen Gliomen betrachtet werden. In der Regel wird eine Dosis von 45-54 Gy in konventioneller Fraktionierung von 1,8-2 Gy appliziert. Alter des Patienten, Größe und Lokalisation des Tumors sowie der neurologische Status können die Wahl der geeigneten Bestrahlungsmodalität beeinflussen. Die Bestrahlung mit Photonen ist nach wie vor die am häufigsten verwendete Modalität. Da die Prognose in der Regel günstig ist, ist die Vermeidung von Spätfolgen von besonderer Bedeutung. Die Protonentherapie (PRT) hat mit ihren vorteilhaften physikalischen Eigenschaften das Potenzial, die Belastung durch behandlungsbedingte Nebenwirkungen weiter zu verringern. Allerdings treten bei etwa 20 % aller Patienten späte kontrastmittelangereicherte Hirnläsionen (contrast-enhancing brain lesions-CEBL) auf MR-Bildern 6 bis 24 Monate nach der Behandlung auf. Am HIT in Heidelberg und am OncoRay in Dresden wurde beobachtet, dass CEBLs an sehr unterschiedlichen Stellen im Gehirn und im Behandlungsfeld auftreten. Eine retrospektive Analyse hat mögliche Schlüsselfaktoren, die zum Auftreten von CEBLs führen, aufgeklärt. Allerdings ist die Vermeidung von CEBLs mit herkömmlichen Behandlungsplanungsstrategien kaum möglich.
Modellgestützte Risikovermeidung bezeichnet die Verwendung modellbasierter CEBL-Risikoberechnungen als Hilfsmittel für die klinische Behandlungsplanung: Modellbasierte Risikoberechnungen und Risikominderung durch softwarebasierte Optimierung helfen dem Kliniker, das Risiko des Auftretens von CEBL während der Behandlungsplanung zu minimieren.
In dieser randomisierten kontrollierten Studie werden Patienten mit niedriggradigen Gliomen entweder nach herkömmlichen Planungsstrategien (Kontrollgruppe) oder nach einer Planung mit modellgestützter Risikovermeidung (Interventionsgruppe) behandelt. Durch regelmäßige Nachuntersuchungen über einen Zeitraum von mindestens 24 Monaten nach der Behandlung wird das Auf
Diagnose eines niedrig-gradigen Glioms (Hirntumor, der typischerweise mit einer guten Prognose) wurde gestellt. Eine operative
Entfernung des Tumors ist die Therapie der Wahl. Je nach Lage ist eine vollständige Entfernung nicht immer möglich. In solchen Situationen sowie mitunter auch nach vollständiger Entfernung in Abhängigkeit von weiteren Faktoren, hat sich eine Bestrahlung als gute Therapieoption bewährt.
Eine lokale Strahlentherapie wird bislang zumeist mit einer herkömmlichen Bestrahlungstechnik mittels Photonenstrahlung (Röntgenstrahlen) durchgeführt. In der letzten Zeit konnten jedoch beachtliche Erfolge durch den Einsatz einer moderneren, präziseren Bestrahlungstechnik, der Protonenbestrahlung, beobachtet werden. Bei der Protonenbestrahlung kann die vom umgebenden gesunden Hirngewebe aufgenommene Strahlendosis wesentlich gesenkt werden, was sich je nach Größe und Lage des zu bestrahlenden Bereiches positiv in Hinblick auf potentielle Spätfolgen auswirkt.
Im Rahmen der Studie erhalten alle Patientinnen und Patienten eine Protonenbestrahlung – entweder klassisch geplant oder mit Hilfe einer neuartigen modell-basierten Optimierung mit dem Ziel der Vermeidung der o.g. therapiebedingten Kontrastmittelaufnahmen. Dafür wird ein spezielles Programm zur Bestrahlungsplanung genutzt, mit dem zunächst das Risiko für eine später auftretende Kontrastmittelanreicherung anhand eines Modells berechnet wird, um anschließend den Bestrahlungsplan so anzupassen, dass die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten dieser Anreicherungen verringert werden kann.
Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Effektivität, Sicherheit und Durchführbarkeit dieser modell-basierten optimierten Bestrahlungsplanung zu prüfen. Im Rahmen der Studie erfolgt eine Randomisierung, d.h. die Zuteilung zu den Behandlungsarmen erfolgt zufällig und kann nicht beeinflusst werden. Die Wahrscheinlichkeit in einem der beiden Arme zu landen, beträgt jeweils 50%.