Durch die möglichst vollständige Erfassung aller Kinder und Jugendlichen mit einem ALL-Rezidiv in einem Register sind epidemiologische Aussagen über Inzidenz, Verlauf und Prognose von Kindern mit ALL-Rezidiv möglich. Diese Gruppe trägt wie keine andere zur Sterblichkeit von Kindern mit bösartigen Erkrankungen bei. Patienten können systematisch nachbeobachtet, Spätfolgen erfasst und mit vorangegangenen Therapien und klinischen Faktoren korreliert werden. Entsprechende Risiken können in zukünftigen Therapiestrategien berücksichtigt werden. Als Kompetenzzentrum für rezidivierte/refraktäre ALL kann die Studienzentrale teilnehmende Zentren in speziellen Fragestellungen hinsichtlich individueller Therapiestrategien sowie Bestrahlungs- und Transplantationsindikationen beraten. Patienten mit rezidivierter und/oder refraktärer ALL können hinsichtlich der Behandlung in einer offenen AMG-Studie beraten und entsprechend zugewiesen werden.
Die diesem Protokoll beiliegenden Therapieanweisungen stellen in der vorliegenden speziellen Form und Kombination keine Empfehlungen für eine allgemein anerkannte Behandlung dar, sondern sind vielmehr Richtlinien für eine Behandlung.
Die Risikogruppen S1 bis S4 werden gemäß der Definition der Studie ALL-REZ BFM 2002 eingeteilt. Die einzige Änderung dieser Einteilung liegt in der Einordnung der sehr frühen isoliert extramedullären Rezidive in die S4-Gruppe. Aufgrund der guten Ergebnisse der Studie ALL-REZ BFM 2002 wird für Kinder und Jugendliche mit erstem ALL-Rezidiv weiterhin eine Behandlung gemäß des Protokolls ALL-REZ BFM 2002 empfohlen, bis zum Beginn der neuen internationalen ALL-Rezidiv-Studie. Die Konsolidierung wird mit Protokoll II-Ida durchgeführt. Im Falle eines Folgerezidivs wird die Rücksprache mit der Studienzentrale empfohlen.