vom 11.01.2021

Dr. Lino Möhrmann erhält Doktoranden-Preis der DGHO

Der diesjährige Doktoranden-Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (DGHO) geht an Dr. Lino Möhrmann. Der Arzt der Abteilung Translationale Medizinische Onkologie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC), des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden erhält die mit 3.000 Euro dotierte Auszeichnung für seine Doktorarbeit, in der er die Eigenschaften verstreuter Darmkrebszellen im Knochenmark sowie eine neue Methode der Liquid Biopsy untersuchte.

Bei vielen Krebserkrankungen besteht die Gefahr, dass der Tumor trotz zunächst erfolgreicher Behandlung nach einiger Zeit zurückkehrt. Ein wichtiges Ziel der onkologischen Forschung ist es daher, die Ursachen für ein Wiederauftreten der Erkrankung zu verstehen und mögliche Therapiestrategien zu entwickeln. Dr. Lino Möhrmann richtete in seiner am NCT Heidelberg und am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) entstandenen Doktorarbeit den Fokus auf Darmkrebszellen, die sich vom primären Tumor lösen und im Knochenmark ansiedeln können. Im Modell konnte er zeigen, dass diese „disseminierten“ Tumorzellen die gleichen Fähigkeiten besitzen, sich zu vermehren und zu einer Krebsgeschwulst heranzuwachsen, wie die Zellen des ursprünglichen Tumors. Falls die Zellen das Knochenmark wieder verlassen, können sie daher mit großer Wahrscheinlichkeit an anderer Stelle im Körper zu Metastasen heranwachsen. Möhrmann untersuchte zudem, wo genau sich die Zellen im Knochenmark ansiedeln. „Dieses Wissen könnte künftig dazu beitragen, die disseminierten Zellen ganz gezielt medikamentös anzugreifen, um das Rezidivrisiko bei Darmkrebspatienten zu senken“, erklärt Möhrmann.

Im zweiten Teil seiner Arbeit erforschte der Preisträger am renommierten MD Anderson Cancer Center in Houston, Texas, eine neue Methode der Liquid Biopsy. „Flüssige Biopsien“ lassen Rückschlüsse auf die Eigenschaften eines Tumors zu, ohne dass dem Patienten eine Gewebeprobe entnommen werden muss. Denn: Tumorzellen geben Erbgut-Abschnitte ins Blut ab, die auf Genveränderungen hin untersucht werden können. Bisherige Ansätze konzentrierten sich auf zellfreie DNA, die freigesetzt wird, wenn Tumorzellen absterben. Die neue Methode setzt hingegen auf so genannte exosomale – in kleine Vesikel verpackte – Nukleinsäuren, die auch von lebenden Tumorzellen ins Blut abgegeben werden. Möhrmann konnte in einer klinischen Studie bei Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen zeigen, dass die Analyse der exosomalen Nukleinsäuren ein besseres Abbild der aktuellen Tumorsituation liefert und in hohem Maße Rückschlüsse auf im Tumor vorhandene Mutationen und deren Häufigkeit zulässt. Patienten, bei denen mit dem neuen Verfahren ein niedriger Anteil an mutierten Nukleinsäuren nachgewiesen wurde, überlebten im Mittel deutlich länger als Patienten mit einem hohen Anteil. „Dies deutet darauf hin, dass dieses einfache und nebenwirkungsarme Verfahren eine hohe Relevanz hat, um Aussagen über das Ansprechen auf die Therapie und den weiteren Krankheitsverlauf zu treffen“, erklärt Doktorvater Prof. Hanno Glimm, Mitglied im geschäftsführenden Direktorium des NCT/UCC Dresden und Leiter der Abteilung „Translationale Medizinische Onkologie“.

Publikationen:
Möhrmann L. et al. Liquid Biopsies Using Plasma Exosomal Nucleic Acids and Plasma Cell-Free DNA Compared with Clinical Outcomes of Patients with Advanced Cancers. Clinical Cancer Research 2018. https://doi.org/10.1158/1078-0432.CCR-17-2007
Möhrmann, L.; Zowada, M. K. et al. A Perivascular Niche in the Bone Marrow Hosts Quiescent and Proliferating Tumorigenic Colorectal Cancer Cells. International Journal of Cancer 2020. https://doi.org/10.1002/ijc.32933