Das NCT/UCC und die Schweizer Biotech-Firma PreComb kooperieren mit dem Ziel, durch Medikamententests an patienteneigenen Tumorzellen die individuell bestmögliche Therapie für Patientinnen und Patienten zu finden.
Mit der von PreComb entwickelten Screening-Plattform 3D-Twin® lässt sich die Testung zielgerichteter Substanzen an patienteneigenen Mikro-Tumoren an vielen Stellen automatisieren.
In einer geschlossenen Einheit, die den Kriterien des Qualitätssicherungssystems der ‚Guten Laborpraxis‘ (GLP) entspricht, entnimmt eine spezielle Robotik die Platten mit den dreidimensionalen Tumor-Modellen aus dem integrierten Inkubator, fügt ein festgelegtes Repertoire von Substanzen in verschiedenen Konzentrationen hinzu und verfolgt das dynamische Tumorwachstum der Zellen unter dem Mikroskop im mehrwöchigen Testzeitraum. Dies erlaubt einen direkten Einblick in die Wirksamkeit und Potenz von Medikamenten in unterschiedlichen Konzentrationen sowie eine Unterscheidung von zytostatischer und zytotoxischer Wirksamkeit Das heißt es lässt sich unterscheiden, ob die Reaktion nur auf eine Verlangsamung des Wachstums beschränkt ist oder eine echte Rückbildung erfolgt. Durch diesen einzigartigen Ansatz kann das klinische Ansprechen in vitro genauer vorhergesagt und zwischen Fortschreiten, stabiler Krankheit und Remission unterschieden werden. Jeder Schritt wird hierbei genauestens GLP-konform dokumentiert.
„Für die Umsetzung funktioneller Stratifizierung in die Klinik ist es wichtig, dass bestimmte Arbeitsschritte immer gleich erfolgen und alle Abläufe nachvollziehbar sind. Wir prüfen aktuell in Zusammenarbeit mit PreComb, inwiefern uns die Screening-Plattform hierbei unterstützen kann“, sagt Dr. Claudia Ball, Leiterin der Arbeitsgruppe Experimentelle Translationale Onkologie in der Abteilung Translationale Medizinische Onkologie.
Die Wirkstoff-Tests an patienteneigenem Zellmaterial sind eine zusätzliche Dimension der innovativen Tumorcharakterisierung im DKFZ/NCT/DKTK MASTER-MASTER-Programm, um die innovative Tumorcharakterisierung bei erwachsenen Erkrankten mit soliden Tumoren weiter zu verbessern. Im Rahmen des MASTER-Programms analysieren Fachleute bislang v. a. mittels einer kompletten Erbgutanalyse die molekularen, zellulären und funktionellen Eigenschaften der Tumoren der teilnehmenden Patientinnen und Patienten. Die Untersuchungsmethoden werden fortlaufend weiterentwickelt, um möglichst vielen Patientinnen und Patienten eine präzisionsonkologische Behandlung zu ermöglichen, die auf die Eigenschaften ihrer individuellen Krebserkrankung zugeschnitten ist. In das Programm eingeschlossen werden können Betroffene mit fortgeschrittenen seltenen Krebserkrankungen und solche, bei denen eine Krebserkrankung in einem ungewöhnlich frühen Alter diagnostiziert wird.
„Unser Ziel ist es, dass die Testung möglicher Medikamente an patienteneigenen Zellen künftig als eigenständige Entscheidungsgrundlage für personalisierte Therapien dienen kann. Hierzu bauen wir aktuell im NCT-Gebäude einen spezialisierten GLP-Laborbereich auf. Die Screening-Plattform könnte uns bei der Etablierung der hierfür nötigen Abläufe unterstützen“, erklärt Prof. Hanno Glimm, Mitglied im Geschäftsführenden Direktorium des NCT/UCC und Leiter der Abteilung Translationale Medizinische Onkologie.
